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Tora des Messias - Genesis 26,5

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Kapitel 1 Torah des Messias
Kapitel 2 Torah Gottes
Kapitel 3 Torah des Passah
Kapitel 4 Torah des Ungesäuerten
Kapitel 5 Torah des Manna
Kapitel 6 Torah der inneren Angelegenheiten
Kapitel 7 Die alte und neue Torah




Kapitel 1

Tora des Messias - 1. Mose 26,5



Darum, dass Abraham meiner Stimme gehorcht
und beobachtet hat meine Vorschriften, meine
Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze.


Vorwort

Die Bibel ist Gottes Wort, doch nicht immer verstehen wir den historischen Text. Wenn wir die allegorische Redeweise akzeptieren, erschließen sich viele Details, Geheimnisse werden enthüllt. Während des Studiums zu unserem Thema haben wir große Freude erlebt, aber auch tiefe Bestürzung erfahren. Einzig die Freude wollten wir mit jedem teilen, wären da nicht Dinge ans Licht gekommen, die uns alle betreffen. Ob wir immer den richtigen Ton getroffen haben? Wenn nicht, lasst es uns wissen, damit wir das unverzüglich korrigieren.


Die einzelnen Kapitelen bauen aufeinander auf, deshalb empfehlen wir, das Buch wenigstens einmal von oben nach unten durchzulesen, besonders die einführende Erklärung zur Allegorie, die zum Standardwissen eines jeden Christen gehören sollte. Leider werden die grundlegenden Dinge der Literatur heute wenig bis gar nicht mehr in den Schulen unterrichtet und so herrschen große Unkenntnisse über die Vielzahl der rhetorischen Mittel, derer sich auch unsere guten Schriftsteller bedienen. Wenn du das vorliegende Werk einmal, in einem Rutsch, durchgelesen hast, um dir einen Überblick zu verschaffen, kannst du dann anschließend die einzelnen Themen gesondert bearbeiten. Man wird dabei entdecken, die Torah des Messias ist systematisch aufgebaut und findet sich in der Lehre des Neuen Testaments wieder. Das Alte Testament hat die Dinge verborgen, die im Neuen Testament geoffenbart werden. Das Geoffenbarte des Neuen enthüllt die verborgenen Teile des Alten. Ständig müssen wir zwischen den beiden Bibelteilen hin- und herspringen, die Dinge zur Deckung bringen, gleichsam wie bei einem Bild. Mit zwei Augen gibt es  uns seine räumliche Dimension frei.


Die Allegorie

Die Allegorie in der Bibel ist eine Erzählung, die eine Geschichte hinter der Geschichte erzählt. Die bildliche Ebene wird in der Regel durch die Verwendung von Wortbildern deutlich. Dort wo der Text dem Leser keine Metaphern anbietet, für den Leser offenbar rein geschichtliche Dinge berichtet werden, wird ebenfalls bildlich erzählt. Das ist es, was der Apostel Paulus uns in großen Lettern beschreibt und erklärt, wenn er den Galatern die beiden Bündnisse erläutert. Auch die großen Buchstaben, die Paulus verwendet, können neben der wörtlichen auch eine bildliche Bedeutung haben. So könnten die großen Buchstaben andeuten, dass nicht nur Paulus wegen seines Alters schlecht sehen konnte, sondern uns heute ermahnt, weil wir in der Christenheit zunehmend blind werden. Anderseits müssen wir die großen Buchstaben auch wörtlich nehmen. Damals hat man tatsächlich das Neue Testament ausschließlich in Großbuchstaben verfasst; im Anschauen der Großbuchstaben lassen sich so mache Geheimnisse entdecken. Auch die Buchstaben sind Bilder, wenn auch abstrahierte Abbildungen.


Die hebräische Schrift leitet sich direkt von Bildern ab. Heute sieht man ihnen ihre Bildherkunft nicht mehr an. Doch die alten Alphabete sind uns überliefert und so können wir an den Buchstaben gleichfalls die allegorische Redeweise erkennen. Der erste Buchstabe, das Aleph, schreibt sich hebräisch so א. Es bildete in der Frühzeit den Kopf eines Stieres ab. Der letzte Buchstabe, das Taw, sieht so ת. Damals bildete es ein Kreuz ab durch zwei überkreuzte Hölzer.


Nun folgen einige Argumente für die bildliche Ebene aller biblischen Texte.

    • Dieter Burdorf, Professor für Literatur und Literaturtheorie an der Universität Leipzig, schreibt  in seiner ‚Einführung in die Gedichtanalyse‘: „Von einer Allegorie könne man sprechen, wenn ein Text oder Textabschnitt mindestens zwei voneinander unterscheidbare Bedeutungsschichten enthalte, eine wörtliche und eine andere, eben allegorische Bedeutung“.

    • Paulus schreibt an die Galater über die zwei Bündnisse, dem irdischen Jerusalem und dem himmlischen Jerusalem und er sagt, sich haben einen bildlichen, das heißt, einen allegorischen Sinn. Wenn nun beide Bündnisse allegorisch zu verstehen sind, müssen alle Texte, die sich auf die beiden Bündnisse beziehen, ebenfalls eine bildliche Bedeutung haben.

    • Die bildliche Ebene entdeckte ich in aller Stille vor drei Jahren in der Geschichte Simsons ohne das ich vorher je etwas von Allegorien in der Bibel wusste. Erst auf der Suche nach einer passenden rhetorischen Figur ordnete ich die Erzählung aus Richter 14 den Allegorien zu.

    • Vor wenigen Monaten fand ich eine Beschreibung zu der jüdischen Interpretationspraxis. Sie wird mit dem Akronym PaRDeS abgekürzt. Es handelt sich um vier Ansätze der Auslegung bzw. Interpretation des Alten Testaments. Der zweite Ansatz, im Wort PaRDeS mit dem großen R dargestellt, bezieht sich auf die zweite, die allegorische Interpretationsebene.

    • Priska und Aquila, das jüdische Ehepaar aus dem Neuen Testament, repräsentieren durch ihre Namen zwei Ebenen. Die wörtliche Ebene wird durch Priska  und die bildliche durch Aquila dargestellt. Priska bedeutet alt, historisch und Aquila bedeutet Adler.  Gemeinsam legen sie dem Jünger Apollos und allen Versammlungen die Schriften genauer aus. Sie erklären u.v.a. den Sohn des Menschen, der zugleich der ist, der aus dem Himmel gekommen ist.

    • Paulus schreibt: Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel (das ist die bildliche Ebene), undeutlich (die Spiegel waren damals poliertes Kupfer), dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich (mich) stückweise, dann aber werde ich (mich) erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin. 1.Kor.13,12 In welchen Spiegel hat Paulus hineingesehen? Ich meine, es ist die Bibel. Sie ist unser Spiegel. Nicht nur ein Sünder sieht sich darin. Als Christen erfahren wir viele schöne Dinge über uns.

    • Elihu - mein Gott ist er- beschreibt seinen Gott und sagt zu Hiob: Kannst du, gleich ihm, das Himmelsgewölbe ausbreiten, fest wie ein gegossener Spiegel? Die unendlichen Weiten des Firmaments bilden einen Spiegel? Wenn ja, was spiegeln sie?  Sie spiegeln das Irdische. Paulus ergänzt: Wir sehen undeutlich. Ein weiterer Grund für die verschwommenen Sichtweisen liegt darin, dass im Spiegelbild die Seiten vertauscht sind. Während das Irdische sich linksläufig bewegt, kommt das Himmlische von der Herzseite her. Das  Rechts-Links-Schema lässt sich sowohl 1. sprachlich aus der Bibel entnehmen als auch 2. durch die Matrize – dem Typos, erklären.

Beispiel zu 1: Sprachlich wird das Rechts-Links-Schema nun an den  Namen Timnath-Serach und Timnath-Heres erklärt. Zum einen heißt der Ort Heres und zum anderen Serach.

Serach schreibt sich so:
1.  סרח . Das ist die Schreibweise in Josua 24.


Heres schreibt sich so:
2.  חרס . Das ist die Schreibweise in Richter  2.


Beide Namen lassen sich nicht nur von rechts nach links lesen, sondern auch von links nach rechts. (Komprimierte Details auf: https://www.youtube.com/watch?v=LBuQKWj4UOQ


Beispiel zu 2. Das Rechts-Links-Schema zwischen Matrize und seinem Druckbild.  Texte müssen in der Druckvorlage rechtsläufig angefertigt werden, damit sie nach dem Druck auf dem Druckmedium linksläufig gelesen werden können, hier auf die hebräische Sprache bezogen.  Mit einem Abdruck kann nicht alles erzählt werden. Es braucht viele Matrizen auf denen die Rätsel portionsweise angefertigt werden, die anschließend auf Pergamentrollen fortlaufend kopiert werden. Das Druckerzeugnis ist immer Abdruck und Abbild vom Originalbild. Studieren wir das Druckergebnis, können wir vom Abbild auf das Originalbild schließen, auf die allegorische Ebene.



Metaphern

Die Bildworte sind die Metaphern und gehören zu den wichtigsten Stilmitteln der biblischen Erzählungen. Was die Bildworte uns so alles mitteilen, muss erforscht werden. In unseren Tagen wird viel darin geforscht, mehr als wir meinen. Die Wissenschaft hat uns eine Flut von Erkenntnissen über die Natur geliefert, mehr als in jeder anderen Epoche zuvor. Nehmen wir ihre Forschungsergebnisse, die Dinge die sie beobachten und untersuchen zu Hilfe, damit wir die Texte der Bibel richtigen auslegen, wie z.B. das Land Hawila. Es wird zum ersten Mal in Genesis 2 erwähnt. Ein wundersames Land und sein Gold ist wirklich gut. Hawila schreibt sich auf hebräisch: חוילה (Cha-wi-lah'). Es bedeutet:

      1. kreisförmig,
      2. rund,
      3. rundumlaufend,
      4. kreisrund,
      5. zyklisch.

  




Als Nomen:
      1. Rundschreiben,
      2. Rundbrief,
      3. Wurfsendung.







Die Wortwurzel חול (chul H2342) bedeutet:

  1. sich drehen, sich winden; wirbeln, rotieren; und das in einer kreisförmigen und/oder spiralförmigen Weise; insbesondere auch tanzen, sich krümmen, winden, beben im Schmerz, Leid, Kummer und Mühe (besonders beim Gebären) aber auch vor Furcht.
  2. bildlich: warten, abwarten, ausharren; verdrehen, irreführen, pervertieren - moralisch verderben.


Was wird mit dem Land Hawila beschrieben? Es handelt sich um ein abstraktes Modell. Wenn wir es auf seine wesentlichen Merkmale reduzieren und darstellen, erhalten wir einen Trichter bzw. ein Trapez. Die abstrakte Form ist Muster für:

      1. Pyramiden
      2. Trompeten
      3. Zikkurat (säulen- u. pyramidenförmige Bauwerke)
      4. Objektive
      5. Augen  
      6. Mund
      7. Ohr
      8. Säulen
      9. Trichter
      10. Wendeltreppen oder -leitern.
      11. Kelch bzw. Becher
      12. Blumen (Lilien)
      13. Sandwirbel (sand whirl)
      14. und manches mehr.

Wie wir sehen, das Land Hawila sprüht nur so von trichterartigen Dingen. Gott hat in seiner Weisheit sowohl seine Erzählweise als auch die die Gegenstände seiner Erzählung in das Wort Hawila hineingelegt.

Betrachten wir zuerst die abstrakteste Ebene, die uns Menschen bekannt ist. Es ist die Welt der Zahlen. Wir deuten nichts Eigenes hinein, sondern nehmen unser Material nur aus der Bibel. Das Wort Hawila kommt in der hebräischen Bibel siebenmal vor. Die Zahl 7 steht für Vollkommenheit, Vervollständigung, Ganzheit und Vollzähligkeit. Ganz besonders findet diese Zahl in der Offenbarung den augenfälligsten Niederschlag.

1. Die sieben Posaunen -trichterförmig;
2. die sieben Schalen – rund;
3. sieben Augen – rund und Auge;

wir puzzeln aus anderen Schriftstellen weitere Details:

4. sieben Säulen (Spr. 9,1);
5. sieben Brote - damals in der Regel rund, Matth. 15,34;
6. sieben Körbe - rund, wie ein Gefäß;
7. sieben Gießröhren -ein Ast, der eine langgezogene trichterförmige Form hat);
8. das Siebengestirn – tichter- bzw. trapezförmig: ein Sternbild, dass außerdem noch folgende Namen trägt: Plejaden, Taube, sieben Schwestern, Gluckhenne; die Plejaden sind ein Sternhaufen im Sternbild Stier, das Symbol auf der Flagge Ephraims.
9. Sieben Sterne im Sternbild Orion - zwei trichter- bzw trapezförmige Sternanordnungen werden durch den Gürtel von drei Sternen zusammengehalten Amos 9,8 und Hiob 38,31;
10. Sieben Sterne im Teilsternbild großer Wagen (Ursa Major) - trichter- bzw. trapezartig mit Deichsel  Hiob 9,9).

Die Himmel erzählen uns das Werk seiner Hände. Sind die Erlösten auch das Werk seiner Hände? Wenn dem so ist, dann wird uns am Firmament einiges erzählt. Der Himmel spiegelt, denn es heißt über das Himmelsgewölbe: Fest, wie ein gegossener Spiegel. Hiob 37,18 Und was spiegelt der Sternenhimmel genau? Irdische Dinge, die auf himmlische verweisen.



Einleitung

Zurück zum Gesetz, zurück zur Torah? Die Frage trieb mich um, nachdem ich ein Buch gelesen hatte, indem eine solche Forderung erhoben wurde. Ich fing an zu forschen.

Eigentlich wollte ich die Schriftstellen nur kurz beschreiben, in denen das Wort Torah vorkommt und damit aufzeigen, dass es im Alten Testament vor dem Gesetz des Sinai noch andere Gesetze gab. Doch während der Ausarbeitung wurde mir klar: Ich muss auch die Themen behandeln, die durch die Gesetze geregelt werden.

Für mich war es eine Überraschung festzustellen, dass Gott vor dem Sinai seinem Volk Gesetze überliefert hatte von denen ich keine Ahnung hatte. So ist der Herr, er versteckt die schönsten Dinge, damit wir Freude daran haben sie auszugraben. Für Gott ist es eine Ehre, die Dinge zu verbergen (zu verstecken) und der Könige Ehre ist es, die Sache zu erforschen. Sprüche 25,2

Und weil auch ich ein König bin, siehe Off. 1,6, konnte ich gar nicht anders. Und so machte ich mich ans Werk, um die Angelegenheit nach bestem Wissen und Können zu untersuchen.

Voller Verwunderung habe ich oft dagesessen, mich des Themas vorsichtig, Schritt für Schritt, angenähert und bin dabei immer wieder überrascht worden. So wird es vielleicht auch dir lieber Bruder und dir liebe Schwester ergehen. Wenn du schöne Bescherungen liebst, dann ist diese Lektüre für dich genau das Richtige. Die Frage, ob wir zurück zur Tora müssen, wird im Laufe des Buches beantwortet.


Die Torah des Messias

“Das Gesetz oder Torah des Messias” ist ein sprachlicher Ausdruck, den ich in diversen Vorträgen von verschiedenen Rednern hörte. Im Judentum wird er verwendet, um auszudrücken, dass der kommende Messias das Gesetz verändern wird. Was verändert werden soll und in welchem Umfang, wurde von den Rednern nicht wirklich erklärt.

Wenn wir den Reden Jesu aufmerksam zuhören und uns seine Dialoge mit den Schriftgelehrten genauer ansehen, erkennen wir, dass Jesus einerseits Bezug nimmt auf das Gesetz Mose und andererseits auf die Überlieferungen der Ältesten.

Spricht Jesus über das mosaische Gesetz, präzisiert er es in dem er sagt: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wird ... Das ist das Gesetz Mose. Ich aber sage euch: ... Das ist das Gesetz des Messias. Unser Herr ist der Gesetzgeber. Er ist derjenige, der das “neue” Gesetz bringt und seine Satzungen vorlebt. Das Gesetz ist nicht wirklich neu, wie wir noch sehen werden.

In Matthäus 5,26 lesen wir von Jesus und wie er das Gesetz erfüllt. Mit dem Wort erfüllen will der Herr sagen, dass er es in gewisser Weise vervollständigt, die Lücken im Verständnis ausfüllt und Lücken gab es zuhauf. Das Gesetzt vom Sinai ist ein belehrendes Gesetz. Seine richtige Belehrung und Interpretation wird durch den Messias selbst vorgetragen und präzisiert.

Nach diesem Muster korrigiert der Herr immer wieder die falschen Auslegungen der mündlichen Überlieferungen der Ältesten, die bis heute im Talmud, das sind die Mischna und die Gemara, überlebt haben. Es handelt sich um schriftlich fixierte Überlieferungen der Gelehrten Juden, die zuvor, über viele Jahrhunderte hinweg, mündlich weitergegeben wurden. Die Schriftgelehrten haben besonders in den Zeiten nach Maleachi ein umfangreiches Lehrsystem konstruiert und damit eigentlichen Sinn des Gesetzes verdunkelt und teilweise verdreht und vor allem aber den Zugang zum Tanakh verbaut.

Ähnliche Entwicklungen fanden im Christentum statt. Die sogenannten Überlieferungen der römischen Kirche haben die Inhalte des Neuen Testament aufgeweicht und ebenfalls verdreht. Nach deren Verständnis genießt die menschliche Tradition sogar eine höhere Autorität als das Wort Gottes selbst. Das ist Majestätsbeleidigung. Jesus selbst ist das fleischgewordene Wort Gottes. Der Apostel Johannes schreibt: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses Wort oder auch Gott, wurde Fleisch, d.h., der Sohn Gottes nahm die Gestalt eines Menschen an. Wenn wir den menschlichen Überlieferungen einen Vorrang zusprechen, leugnen wir die Autorität Gottes. Und genau das geschieht durch das Lehrsystem der römischen Kirche. Auf diese Weise stellt sich Rom und ganz besonders der Papst über Gott. Und so positioniert, macht er sich in der finalen Erhebung selbst zu Gott.

Ähnliche Dornhecken finden wir auch in den evangelikalen Gemeinden. Hier sei als prominentes Beispiel die Brüderbewegung zu nennen. In ihren Kreisen wird die Bibel durch die entsprechende Brüderbrille gelesen und interpretiert. Das Wort wird viel zu wenig persönlich studiert; wenn doch, dann wird es durch die Kommentare der Alten wieder verengt, durch die Mishnah der Brüder „kontrolliert“. Dazu später mehr. Kehren wir zu den jüdischen Überlieferungen zurück und fragen uns:

1. Wie stand der Messias zur Torah?
2. Welche Art der Belehrung lag am Sinai vor?
3. Wie haben die Gelehrten ihre Belehrung vermasselt?

Die Fragen werden im Laufe des Kapitels beantwortet.


Jesu Ausführungen und Stellungnahmen zur Tora

Dazu sehen wir uns seine Reden genauer an. Jesus sagt in Matthäus 5,17: Wähnet nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Wenn Jesus seine Erklärungen mit den Worten „wähnet nicht“ einleitet, will er den Hörenden sagen: Unterstellt mir bitte nicht, ich wolle mit meinen Reden irgendetwas ungültig machen oder verändern.

Sehen wir uns dazu noch zwei weitere Begriffe aus dem Vers an, mit denen Jesus seine Absichten klarmacht:

“Nicht auflösen” bedeutet:
1. nicht “fallen zulassen, nicht ungültig zumachen”;
2. nicht zu zerstören, nicht zu vertilgen, nicht zu dekonstruieren;
3. nicht nicht einzuhalten, für die Nacht nicht zu unterbrechen.


Zu erfüllen bedeutet:
1. vollständig füllen;
2. vollpacken;
3. heraufschrauben auf ein höheres Niveau;
4. vollständig liefern, sättigen, ausführen;    
    (eine Rede) vervollständigen, beglaubigen.


Der Herr lässt nichts vom Gesetz beiseite. Er erklärt es auch nicht für ungültig. Auch baut Jesus kein neues Lehrgebäude und sondert sich damit von anderen ab. Was Jesus tatsächlich beabsichtigte war, das Gesetz in seiner ganzen Breite und Tiefe und Höhe zu erfüllen, d.h., alle Vorschriften und Satzungen des Gesetzes einzuhalten und als Krönung: es auf ein höheres Niveau zu heben. Um nach diesem Gesetz zu leben, benötigt es eine menschlich schier unmögliche Anstrengung. Jesus hat für uns die Torah erfüllt und so dürfen wir ihm fröhlich in seinen Fußstapfen nachfolgen.


Die Gerechtigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten leitet sich zwar aus dem Gesetz ab, doch mittels ihrer Überlieferungen haben sie das Gesetz verändert und somit unwirksam gemacht. Ihr Verständnis von Gerechtigkeit muss unweigerlich zu kurz greifen und findet deshalb bei Gott keine Anerkennung. Der Gesetzgeber korrigiert auf sanfte Art ihre Interpretationen. Aus diesem Grund spricht Jesus wie folgt zu ihnen: Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich kommen. Vorzüglicher sollte die Gerechtigkeit der Zuhörer sein, vorzüglicher als die der Schrift­gelehrten und Pharisäer, d.h., in Menge und Qualität besser und überströmend. Und diese Gerechtigkeit ist der gültige Ausweis am Eingang in das Reich der Himmel.

Jesus kritisiert in erster Linie nicht die Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern deren Gerechtigkeit, die sie mittels ihrer Überlieferungen zu erreichen suchen. Wenn Jesus vom Vor­züglicheren spricht, dann spielt er auf die andere Gerechtigkeit an, auf die Gerechtigkeit, die von Gott kommt. Schon der Prophet Habakuk greift das Thema auf. Er schreibt: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben. Hab.2,4 Und durch Mose wird überliefert, wie ein Mensch gerecht wird. Er schreibt: und er – Abraham - glaubte dem Herrn; und er – Gott - rechnete es ihm zur Gerechtigkeit. Genesis 15,6

Abraham vertraute auf die Worte und Anweisungen Gottes. Das ist der Glaube, der ihm als Gerechtigkeit zugerechnet wurde, denn mutig verließ er seine Heimat und begab sich auf eine lange und beschwerliche Reise. Abraham vertraute den Worten Gottes, sie dienten ihm als Wegweiser ins Heilige Land. Jetzt dazu unsere Frage: Welche Art der Belehrung lag am Sinai vor? Mit dieser Frage arbeiten den Unterschied zwischen Gottes Rede an Abraham und der Gesetzgebung am Sinai heraus.


Das belehrende Gesetz des Sinai

Was ist eine Belehrung? Es ist ein anschaulicher Unterricht, indem die Darstellung des Gegenstandes, der erklärt werden soll, mit bildhaften Mitteln gelehrt wird. Dazu bedient sich Gott eines genialen Werkzeugs. Jedes Kind versteht das Bild auf Anhieb.


Darstellung des Gesetzes vom Sinai

Das Gesetz umfasst 10 Gebote. Die ersten fünf auf der einen Tafel und die anderen fünf auf der anderen. Im Neuen Testament werden die Gebote einem der beiden Tafeln zugeordnet und unter zwei Geboten zusammengefasst. Die zehn Worte, wie die zehn Gebote auch genannt werden, hängen an zwei Geboten. Die Gebote hängen tatsächlich, wir noch sehen werden.


Präzisierung mittels der Reduktion: Aus 10 mach 2

Jesus sagt in Matthäus 23,37-40: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande. Dieses ist das große und erste Gebot. Das zweite aber, ihm gleiche, ist: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Zitat aus 3.Mose 19,18; der Nächste heißt hebräisch Rea - ריע - oder רע). An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Nun sehen wir uns die Art der Belehrung durch den Messias an. In den Lektionen nimmt der Lehrer Israels eine Zweiteilung vor. Auf diese Weise getrennt, werden die Gesetze einem der beiden Tafeln zugeordnet.


Beispiel, vom Messias selbst vorgetragen

Der Messias sagt: Die Gebote weißt du: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Markus 10,19 Im ersten Teil nennt der Herr die Gebote der linken Tafel zuerst. Du sollst nicht:  

 1. falsches Zeugnis reden;
 2. ehebrechen;
 3. töten;
 4. stehlen;
 5. vorenthalten.

Die zweite Tafel nennt Jesus vor der ersten. Warum? Sie beschreibt die sichtbare Seite der 10 Gebote, die horizontale Ebene. Das ist der Lebensbereich, in dem unser Tun von allen Menschen gesehen werden kann. Nun zur ersten Tafel:

 6. Ehre deinen Vater und deine Mutter.

Im zweiten Teil des Verses wird zwar ebenfalls die sichtbare Ebene angesprochen, aber gleichzeitig eine wichtige Unterscheidung vorgenommen, die erst im Paralleltext deutlich wird. Im Evangelium nach Matthäus lautet der zweite Teil des Verses etwas anders: Ehre den Vater und die Mutter, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Die Verehrung der Eltern auf der einen Seite und die Liebe zum Nächsten auf der anderen. Damit werden die Eltern dem Nächsten gegenübergestellt und gleichzeitig ausgedrückt: Die Eltern sind nicht identisch mit dem Nächsten.
 

Beachte: Die Nächstenliebe wird mit der Liebe zu sich selbst verknüpft.


Gottes Anschauungsunterricht - Die zehn Gebote

Weiteres wird durch die Gegenüberstellung angezeigt: die Eltern zu ehren und den Nächsten zu lieben wiegen gleich schwer. Sie bilden Gegengewichte. Um dies anschaulich zu machen, bedient sich Gott der Balkenwaage. Sie ist sein perfekt geeichtes Instrument. Würden wir die Forderungen in die Schalen einer Balkenwaage legen, dann sollte sich die Waage im Gleichgewicht befinden.
 
Nun, die Eltern und der Nächste sind Rechtssubjekte, so im juristischen Jargon. Sie bilden den sichtbaren Teil des an und für sich abstrakten Rechts ab. Wenn alles in Ordnung ist, muss sich die Waage im Gleichgewicht befinden. Mit Eltern und Nachbarn lebe ich Frieden, denn die beiden Gesetze werden erfüllt. Wenn die Aufforderung zur Nächstenliebe, das zweite Gebot aus Matthäus 23, an der linken Seite der Balkenwaage aufgehängt ist, dann muss das erste Gebot, die Eltern zu Ehren, auf der rechten Seite aufgehängt sein. Und weil das Gebot, die Eltern zu ehren, auf der rechten Seite aufgehängt ist, muss unweigerlich eine Verknüpfung vorgenommen werden. Die logische Schlussfolge­rung kann nur sein: Die Verehrung (reverence) der Eltern hat etwas mit der Verehrung Gottes zu tun. Und genau diese Verknüpfung wird im fünften Gebot vorgenommen. Sehen wir uns den zweiten Teil des fünften Gebotes genauer an: auf dass deine Tage verlängert werden in dem Lande, das Jahwe, dein Gott, dir gibt.

Der Text lässt sich auch anders übersetzen: … auf dass deine Tage verlängert werden auf der Erde, die Jahwe, dein Gott dir gibt. Warum Erde? Weil das hebräische Wort Eretz mit den Wörtern Land oder Erde übersetzt werden können. Beide Varianten stehen gleichberechtigt nebeneinander.
 
Was will der Text uns mitteilen? Wenn an einen Menschen die Forderung ergeht, die Eltern zu lieben, dann wird dieser seine Tage verlängern, wenn er es tut. Die Eltern ehren heißt also, das Gewicht, dass die Forderung auf die Waage bringt, hält sie im Gleichgewicht.

Seltsam, warum wird das Gewicht der linken Schale nicht er­wähnt? Durch Erziehung lernt ein Kind den Gehorsam und wie es sich den Eltern gegenüber zu verhalten hat. Es lernt dadurch auch, wie es sich gegenüber dem Anderen benehmen soll. Und so sind Vater und Mutter für den Heranwachsenden gleichsam Gesetzgeber und Gesetz, Richter und Vollzugsbeamte. Ein gehorsamer Sohn ist dann auch ein anständiger Nachbar. Ist dem so, dann befindet sich die Waage im Gleichgewicht.


Dazu ein Bespiel:
Die Nachbarin fragt den Jungen, ob er ein Bonbon haben möchte und streckt es ihm entgegen. Er antwortet ja, dreht sich dabei um und sieht hilfesuchend die Mutter, die ihm freundlich zunickt. Das Kind kehrt sich zur Nachbarin und nimmt das Bonbon ganz vorsichtig aus ihrer Hand. Während er es strahlend auswickelt, hört er die Stimme seiner Mutter: Und wie sagt man? Der Junge antwortet: Danke! Wendet sich zur Mutter und eilt zu ihr und fällt ihr in die Arme.
 
Wir sind gleichsam solch ein Kind. Von den Eltern belehrt, erproben wir das Gelernte an unserem Nächsten. Nachbarin und Mutter freuen sich über unser feines Verhalten und am Ende freuen auch wir uns.  Mit anderen Worten ausgerückt: Die Waage des Rechts befindet sich im Gleichgewicht. Der Junge fühlt es, spürt, dass alles in Ordnung ist und er alles richtiggemacht hat.



Reicht das Befolgen des fünften Gebots aus?

Nein! Was hier zusätzlich und ebenfalls versteckt erzählt wird ist, die Gewichte des ersten, zweiten, dritten und vierten Gebots liegen immer mit in der rechten Waagschale, nur sehen wir sie nicht oder etwas besser ausgedrückt: Die reine und fehlerfreie Verehrung Gottes kann nur von Gott selbst gesehen und beurteilt werden.

Unsere Schlussfolgerung lautet: Weil kein Mensch die Forderungen Gottes umfassend und sündlos erfüllt hat, konnten weder ein Abraham, noch ein Mose, noch der König David die eigenen Lebenstage auf dieser Erde verlängern, um hier ewig zu leben, geschweige denn wir.


Die Waage der Justitia Gottes

Jesus sagt: an diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Was möchte der Herr uns sagen, wenn er erklärt, dass an diesen zwei Gebote alles hängt? Stellen wir uns die Balkenwaage vor. Da haben wir zum einen den senkrechten Balken und zum andern einen waagerechten. Dann sind da noch die zwei Waagschalen, die an den Enden des Querbalkens befestigt sind. Was sehen wir von der Waage? Die Balken und die Waagschalen.

Auf die Waagschalen kommt es jetzt an. Die Waagschalen repräsentieren die zwei Gebote, zum einen Gott lieben und zum andern den Nächsten lieben. In diesen zwei Geboten, als Waagschalen dargestellt, liegt das ganze Gesetz Gottes und auch die Propheten. Weil wir aber Gott nicht sehen und schon gar nicht unsere gesetzeskonforme Verehrung, bilden die Eltern den sichtbaren Teil der rechten Schale. Der Nächste stellt die linke Waagschale dar und die Eltern die rechte.


Liebe deinen Nächsten – רע (Reah')

Es folgt nun eine hochbrisante Erklärung, wer unser Nächster ist. Wir haben zuvor gezeigt, wie sich das Wort Nächster auf Hebräisch schreibt und zwar so: רע oder ריע. Das Wort kommt in der Bibel in 114 Versen vor. Das erste Mal in Genesis 11,3: Und sie sprachen einer zum anderen - einer zum Nächsten: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein; und das Erdharz diente ihnen als Mörtel. Die Menschen in Babylon sind unsere Nächsten. Und was tun sie? Lesen wir Vers 4: Und sie sprachen: Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche; und machen wir uns einen Na­men, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde. Was tun die Babylonier?  Die Nächsten wollen sich eine Bühne bauen. Ein pyramidales Bett aus Blumen, dessen Spitze bis an den Himmel reichen soll, soll gezimmert werden. Das Ganze mit dem Ziel, sich einen Namen zu machen, berühmt zu werden vor aller Welt.



Wer ist der Reah?

Wir führen nun eine Analyse mittels der hebräischen Sprache durch. Reah, hebräisch רע, mit der Strong-Nr. H7462,
bedeutet:

      1. Krach, Getöse (eines Donners);
      2. ein Geräusch (des Krieges);
      3. ein lauter Zuruf der Freude.


Vor unserer Erklärung sehen wir uns noch die Wortwurzel an. Reah leitet sich ab von רוע (Ruah' H7321)und bedeutet:

1. beschädigen, verunstalten, verderben, trüben; insbesondere durch zerbrechen;
2. (bildlich) spalten, zersplittern, aufspalten der Ohren (mit einem Geräusch, einem Laut oder Klang);
3. rufen oder schreien, bei Alarm oder Freude.


Nun die Erklärung: Reah ist unser Nächster, er ist derjenige, der neben uns einen Krach macht, indem er ein lautes Getöse veranstaltet. Ob feindlich, wie im Krieg zwischen Nachbarn oder vor lauter Freude, wie bei einem Sieg?




Bone trouble


Mit der Wortwurzel erklären wir den verdeckten Grund: Es wurde etwas beschädigt bzw. zerbrochen. Aus diesem Grund trennten sie sich, der eine vom anderen. Sie spalteten sich auf.
Im Muster, dem Turmbau zu Babel, können wir so manche geschichtlichen Ereignisse der Vergangenheit und auch der Zukunft ableiten und deuten.



Babylon: Ein Anlass und seine Konsequenzen

Was war das nur für ein Getöse? War es Kriegsgeschrei? Gesichert ist, dass die Meinungen hart aufeinanderprallten. Und so zerbrach ihre Einigkeit und dann auch ihre Einheit. Und so geschah es, dass sich die Nachbarn voneinander trennten. Nun bliesen die einen Alarm und die anderen skandierten im Chor: „Flüchtlinge, Flüchtlinge seid ihr“. Und das sind unsere Nächsten, das sind jene, die uns erschlagen haben und erschlagen werden. Solche sollen wir lieben. Der Nächste – Reah - ist noch nicht vollständig beschrieben. Das hebräische Wort haben wir bereits kennengelernt. Jetzt sehen wir ein anderes Wort an, obwohl es nicht wirklich anders ist, dass den Nachbarn genauer beschreibt, das Wort böse.


Der/die Nächste schreibt sich auf hebräisch so:    רע

Der oder das Böse schreibt sich auf hebräisch so: רע   


Erkennen wir den Unterschied? Nein, es gibt keinen. Auch der Böse ist unser Nächster. Wir sollen ihn lieben, wie uns selbst. Ganz gleich, wie böse der Böse ist, wir sollen ihn lieben. Hier eine Warnung an jene, die das Böse mit Kanonen und Raketen bekämpfen wollen. Wer mit dem Schwert tötet, der muss getötet werden. Offb. 13,10. Gott wird zu seiner Zeit und nicht vorher, das Böse von der Erde ausrotten, den Bösen mit dem Hauch seines Mundes töten.



Babylon: Wo bleibt die Brisanz?

Mit dem Wort Reah wird nicht nur unser Nachbar beschrieben, sondern auch der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens. Das ist der Antichrist, in Matthäus 24, 48 als böser Knecht beschrieben. Wie sollen wir uns ihm gegenüber verhalten? Jesus liefert uns die einzig mögliche Antwort: Ich aber sage euch: Widerstehet nicht dem Bösen, sondern wer irgend dich auf deinen Backen schlagen wird, dem biete auch den anderen dar. In dieser Sache blieb es bei Jesus nicht nur bei den Worten. In Matthäus 26,67 wird von den Reahs erzählt: Dann spieen sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; etliche aber gaben ihm Backenstreiche. Hat Jesus sich gewehrt, hat er Gegenmaßnahmen ergriffen? Nein. Geduldig ertrug er die Demütigungen seiner Nachbarn.

Die Bezeichnung, Sohn des Verderbens, kommt im Neuen Testament zweimal vor:
 1.    Johannes 17,12
Keiner von ihnen (den Jüngern) ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens (das ist Judas).

2.   2.Thessalonicher 2,3
Lasst euch von niemand auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag (der Tag des Christus) kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens.

Anmerkung: Unter 2. wird der Ausdruck "Tag des Christus" ganz bewusst verwendet, weil es in verschiedenen Übersetzungen falsch übersetzt wurde.



Die Zweiteilung in der Torah und den Propheten

Es gibt in allen Schriften des Tanakh (AT) einen rechten Teil und einen linken Teil. Der rechte Teil bezieht sich auf Gott und der linke Teil auf den Nächsten. Wer hätte das gedacht? Selbst in den Propheten wird eine Zweiteilung vorgenommen.

Wenn wir uns den Standort der Bundeslade, in der die beiden Tafeln lagen, vor Augen führen, dann weiß der belesene Leser, dass die Lade im Allerheiligsten stand. Sowohl beim Zelt, wie auch beim ersten Tempel, befand sich der Eingang zum Heiligtum im Osten. Der Priester betrat von Osten her den Tempel und ging in westlicher Richtung auf das Heiligtum zu. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester das Allerheiligste betreten.
 
Er stand dann vor der Bundeslade und sah zwei Cherubim auf dem Deckel der Lade. Er konnte sie aber nur von der Seite her sehen und so sah er von den Engeln jeweils nur eine Gesichtshälfte. Der rechte Cherub stand auf der Nordseite und hatte das Angesicht eines Adlers und der linke Cherub stand auf der Südseite und hatte das Angesicht eines Menschen. Der Adler spricht vom Himmlischen und das Angesicht eines Menschen spricht vom Irdischen. Das dem so ist, wird durch die Anordnung der beiden Gesetzestafeln deutlich.

Der Hohepriester konnte nicht in die Lade schauen. Wäre ihm dies möglich ge­wesen, hätte er gesehen, dass die Tafel mit den Geboten 1 bis 5 auf der rechten Seite und die Tafel mit den Geboten 6 bis 10 auf der linken Seite lagen. Diese Anordnung ist bedingt durch die hebräische Sprache. Man liest von rechts nach links. Daraus ergibt sich, dass der rechtsstehende Cherub, der mit dem Angesicht eines Adlers, auf die rechte Tafel schaute und der linksstehende Cherub, der mit dem Angesicht eines Menschen, auf die linke Tafel.

Die Erfüllung der Gebote durch den Messias werden uns erzählt im Evangelium nach Johannes – rechte Tafel und im Evangelium nach Lukas – linke Tafel.


Dazu ein herausragendes Beispiel. In Lukas 2,51 heißt es: Und er -Jesus- ging mit ihnen -seinen Eltern- hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Jesus hat das fünfte Gebot erfüllt, indem er sich seinen Eltern unterordnete und ihnen gehorchte. Es ist die erste Erwähnung, dass der Herr ein Gebot einhielt und dann war es auch noch das Fünfte: Ehre deinen Vater und deine Mutter ... Die Episode wird nur von Lukas erzählt. Es ist nur ein kleines Detail, aber von höchster Bedeutung, wie wir es bereits weiter oben dargelegt haben. Das fünfte Gebot besitzt eine Schlüsselstellung in der Torah des Messias.


Ein Babylonier namens Reah

Babel bedeutet Verwirrung. Gott hatte die Babylonier ver­wirrt. Die Redenden hatten zuvor das Volk verwirrt. Die einen behaupteten dieses, andere behaupteten jenes. So kam es zur Spaltung. Gott wird bald die Zerstreuen wieder in eins versammeln. Nicht die Kirchen soll Ökumene werden, das ist die katholische Lesart, sondern die Gläubigen werden aus der Zerstreuung zu dem einen, unserem Herr Jesus Christus, versammelt werden.  

Die Ökumene unserer Nächsten – Reah - ist das Werk jenes Weibes, die zuvor Sauerteig in das Mehl einbrachte. Auf diese Weise schmuggelte sie alles denkbar Böse in die Kirche. Von diesem System spricht der Herr vom Himmel. Er warnt die Aufrichtigen: Gehet aus ihr hinaus mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet und auf dass ihr nicht empfanget von ihren Plagen. Offb.18

Und so leben und arbeiten wir, um auch den Nächsten für Gott zu gewinnen, den Reah zu retten, wie wenn wir ihn aus dem Feuer reißen würden.

Nun kommen wir zur zweiten Frage, die wir zu Anfang gestellt haben.


Welche Art der Belehrung lag am Sinai vor?

Das belehrende Gesetz zeichnet uns ein umfassendes Beziehungsgeflecht vor Augen. Tritt eine Störung zum Nächsten auf, berührt sie auch die Beziehung zu den Eltern, weil durch ein schäbiges Betragen auch unsere Eltern verunehrt werden. Und wenn die Eltern verunehrt werden, be­rührt dies auch unsere Beziehung zu Gott. Dieser Grundsatz gilt für alle Generationen. Auch wenn die Eltern schon längst gestorben sind ehren wir sie, wenn wir der Torah gehorchen, dem Gesetz Gottes Folge leisten. Gehorchen wir nicht, werden Vater und Mutter verunehrt.  Dadurch wird auch der HERR in Mitleidenschaft gezogen. An der Waage der Justitia Gottes können kleinste Gewichtsveränderungen gesehen werden.
 
Gott wollte durch die zehn Gebote dem Volk verdeutlichen, dass sie aus eigener Anstrengung heraus niemals in der Lage sein werden das Gesetz zu erfüllen, die Waage des Rechts im Gleichgewicht zu halten. Ganz im Gegenteil, die Waage wird sich immer in Schieflage befinden. Das Volk hatte zwar vollmundig erklärt: Alles was der Herr sagt wollen wir tun, aber bereits in der Vergangenheit hatten sie nicht im Gesetz des Herrn leben wollen. Hören wir, mit welcher Frage der HERR seinen Knecht Mose konfrontierte: Und der Herr sprach zu Mose: Bis wann weigert ihr euch, meine Gebote und meine Gesetze zu beobachten? Exodus 16,29
 
Diese Frage stellte Gott bereits vier Kapitel vor der Gesetzgebung am Sinai. Und nun von uns die Frage an den Leser: „Welche Gebote und Gesetze hatte das Volk vor der Gesetzgebung am Sinai erhalten?“ Von welcher Torah spricht Gott in Exodus 16?  
 
Bis heute versuchen Menschen aus eigener Kraft sündlos zu leben, indem sie sich ein eigenes System bauen. Mit Hände und Füße weigern sie sich die Wegweisungen des Herrn zu beobachten. Lebt von den großen Gelehrten noch einer? Nein, sie sind allesamt gestorben. Ein solcher Eigenwille führt uns zur dritten Frage.



Wie haben die Gelehrten ihre Belehrung vermasselt?

Bald 1000 Jahre sind nach der Gesetzgebung am Sinai vergangen. Das Volk muss erkennen, die Forderungen des Gesetzes können wir nicht einhalten.

Die Juden hatten sehr wohl verstanden, dass Gott sie wegen ihrer Treulosigkeit in die babylonische Gefangenschaft führte. Auch aus diesem Grund versuchten die Priester und Schriftgelehrten nach ihrer Rückkehr aus Babylon Schutzzäune aufzurichten, um ja nicht die Gesetze zu übertreten.

Doch ihre Hecken wuchsen gewaltig und sie bewirkten genau das Gegenteil. Sie mutierten zu einem dornigen und somit undurchdringlichen Gestrüpp. Ihre eigenen Interpretationen waren und sind nicht zielführend. Auf diese Weise verbauten sie sich den Zugang zum reinen Tanakh (dem Alten Testament).

Schleichend, aber stetig, erwuchs ihnen eine undurchdringliche Umzäunung. Das Herz der Torah Gottes wurde unpassierbar. Hier setzt Jesus an. Der Messias suchte das Gestrüpp auszureißen, um ihnen den freien und unmittelbaren Zugang zu den Schriften wieder zu ermöglichen. Aber nein, bis heute bauen die jüdischen Gelehrten an dieser Umzäunung weiter. Anstatt sie niederzureißen, behindern die Dornhecken viele am alleinigen Lesen und Studieren der Torah.


Was sich in den letzten Tagen eröffnet

In den fünf Büchern Moses, der Torah, wird das Gesetz des Messias bereits angedeutet. Es unterscheidet sich durchaus vom Gesetz Mose. Zwar werden beide Gesetze mit dem Begriff Torah bezeichnet, aber das eine ist das Gesetz Gottes und das andere ist das Gesetz Mose. Streng genommen ist auch das Gesetz Mose Gottes Gesetz. Der HERR hatte es mit eigener Hand, mit dem Finger Gottes, auf die beiden Steintafeln eingraviert. Warum wird es dennoch „Gesetz Mose“ genannt? Nun, Gott hatte Mose zum Mittler berufen und eingesetzt. Als Diener Gottes folgt er dem Ruf des Herrn und besteigt den Berg; dort übergibt ihm Gott die Gesetzestafeln. Auf weiteren Befehl steigt er wieder vom Sinai hinab, überbringt dem Volk die zwei Tafeln mit den zehn Worten und erklärt es ihnen. Nach diesem Muster verläuft seine gesamte Dienstzeit:

      1. Gott ruft ihn,
      2. spricht zu ihm,
      3. anschließend gibt Mose die Worte und deren Bedeutung an das Volk weiter.

Mose ist der Bote des Gesetzes oder anders ausgedrückt, er ist sein Überbringer und Interpreter. Aber und daran kann kein Zweifel bestehen, Gott ist der Gesetzgeber. Wenn Jesus Christus mit dem Neuen Testament das Gesetz „ändert“, dann „verändert“ er es nicht, sondern legt es richtig aus, indem er es auf ein höheres Niveau bringt.

Aber die studierten Herren weigern sich, wollen seine Lehre nicht annehmen und führen stattdessen Wortgefechte mit ihm aus. Und weil sie dem wortgewaltigen Messias nichts entgegenzusetzen haben, sie sind ihm weit unterlegen, greifen zum letzten und schäbigsten Mittel zu dem Ignoranten zu allen Zeiten greifen, Kompetenz, Vollmacht und Autorität stellen sie in Frage.


Die Frage an den Messias: In welchem Recht tust du das?

So fragten damals die Obersten der Juden. Jesus gab ihnen darauf keine Antwort, weil die Fragesteller die Gegenfrage Jesu nicht beantworten wollten; sie hatten sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Eine ehrliche Antwort wollten sie auch deshalb nicht geben, weil sie sonst seine Autorität hätten anerkennen und in die zweite Reihe zurücktreten müssen. Dazu waren die Hohenpriester und Ältesten aber nicht bereit. Und so blieb zu diesem Zeitpunkt jenen die Frage nach der Legitimation des Messias unbeantwortet.


Der Gesetzgeber schweigt.
 

Die Torah redet: Höre Israel ()!
 

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